Unfruchtbarkeit beim Mann

Ungewollt kinderlose Paare erfahren eine belastende, frustrierende und beängstigende Situation. Ein Kinderwunsch, die Entscheidung, eine gemeinsame Familie zu gründen, ist ein verantwortungsvoller Schritt, der in vielen Fällen wohl durchdacht ist. Umso größer ist dann die Enttäuschung, wenn der Wunsch nicht erfüllt wird. Lesen Sie hier, warum in vielen Fällen die Ursache für das Fruchtbarkeitsproblem allein oder zum Teil beim Mann liegt und welche medizinischen Maßnahmen ergriffen werden können, um die Chancen auf Nachwuchs zu erhöhen.

Wann gilt Mann als unfruchtbar?

Wenn ein Mann innerhalb eines Jahres trotz regelmäßigen, ungeschützten Geschlechtsverkehrs nicht in der Lage ist, ein Kind zu zeugen, gilt er medizinisch gesehen als zeugungsunfähig, beziehungsweise unfruchtbar. Unfruchtbarkeit ist oft kein rein männliches Problem. Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge, gelten etwa 186 Millionen Menschen weltweit als unfruchtbar. Bei rund einem Drittel der Fälle ist die Ursache für einen unerfüllten Kinderwunsch alleinig beim Mann zu finden. Studien belegen, dass Unfruchtbarkeit bei Männern in den westlichen Industrienationen statistisch gesehen zunimmt.

Gibt es Anzeichen für die Unfruchtbarkeit beim Mann?

Sexual- und Erektionsstörungen können die Fruchtbarkeit des Mannes einschränken oder gänzlich ausschalten. Zu diesen Störungen zählen unter anderem erektile Dysfunktion oder psychische Erkrankungen, die den Geschlechtsverkehr unmöglich machen können. Neben diesen Sexual- und Erektionsstörungen macht sich eine Unfruchtbarkeit beim Mann in der Regel nicht körperlich bemerkbar. Unspezifische Symptome, wie beispielsweise eine Schwellung der Hoden oder eine Zu- oder Abnahme von Körpergewicht, können auf eine sich entwickelnde Unfruchtbarkeit hindeuten, aber eindeutige Zeichen sind diese Symptome nicht. Hinzu kommt: Bestimmte Infektionen des Urogenitaltrakts, die sich durch Schmerzen im Hoden, beim Wasserlasen oder durch Ausfluss aus dem Penis bemerkbar machen, können – unbehandelt – zur Unfruchtbarkeit beim Mann führen.

Gründe für die Unfruchtbarkeit beim Mann

Gründe und Ursachen für die Unfruchtbarkeit beim Mann sind vielfältig bis zu dem Umstand, dass Mediziner in manchen Fällen keinen Grund oder keine Ursache finden können. Das trifft in rund 35 Prozent aller Fälle zu. Sprich, bei rund einem Drittel aller Männer, die unter Unfruchtbarkeit leiden, finden Ärzte keine Gründe für die Zeugungsunfähigkeit. Dann spricht man von der sogenannten idiopathischen, männlichen Unfruchtbarkeit. In vielen Fällen lassen sich die Gründe für die männliche Unfruchtbarkeit jedoch diagnostizieren. Beispielsweise ein ungesunder Lebensstil, wie beispielsweise Alkoholmissbrauch, Fettleibigkeit oder Tabakgenuss. Folgende medizinische Gründe können als Ursache für eine männliche Unfruchtbarkeit identifiziert werden:

Schlechte Spermienqualität und / oder geringe Spermienmenge

Ein Milliliter Ejakulat enthält in der Regel mindestens 15 Millionen Spermien. Die Spermienflüssigkeit eines unfruchtbaren Manns weist meist eine geringere Anzahl auf. Doch es kommt nicht nur auf die Anzahl der Spermien an, sondern auch auf deren Qualität. Denn mindestens 58 Prozent der im Ejakulat enthaltenen Spermien müssen leben. Ferner müssen von diesen 58 Prozent mindestens ein Drittel gut beweglich und 4 Prozent normal geformt sein, um eine Eizelle zu befruchten und ein Kind zu zeugen. Selbst wenn Spermienmenge und Spermienmenge ausreichen, muss ein freier Transportweg vorhanden sein.

OAT-Syndrom

In seltenen Fällen kann die Spermienflüssigkeit in allen drei Belangen gleichzeitig Probleme aufweisen. Wenn sich zu wenig Spermien im Ejakulat (Oligozoospermie), diese Spermien zu unbeweglich sind (Asthenozoospermie) und dazu viele Spermien fehlgebildet (Teratozoospermie) sind, sprechen Mediziner von dem OAT-Syndrom (Oligo-Astheno-Teratozoospermie).

Genetische Gründe und Alter

In manchen Fällen kann ein verändertes Gen Ursache für die Unfruchtbarkeit sein. Die Folge kann sein, dass dadurch verhindert wird, dass die Spermien nicht durch den Gebärmutterschleim gelangen. Eine weitere mögliche, genetische Ursache: Wenn der Mann zu wenig Testosteron produziert aufgrund zweier X-Chromosomen, die für Hemmung der Produktion verantwortlich sind (Klinefelter-Syndrom).

Ein weiterer Faktor für die Unfruchtbarkeit ist das Alter. Das gilt für Männer und für Frauen. Ab einem Alter von durchschnittlich 40 Jahren werden die Spermien eines Mannes langsamer. Des Weiteren sinkt die Anzahl der Spermien in der Spermienflüssigkeit je älter der Mann wird.

Vasektomie

Bei einer Vasektomie werden die Samenleiter des Mannes durchtrennt. Damit ist es für die Spermien nicht mehr möglich, den männlichen Körper durch die Ejakulation zu verlassen und die Eizellen der Frau zu befruchten. Obwohl die meisten Männer nach einer Vasektomie weiterhin Samenzellen produzieren, können sie nicht mehr in das Ejakulat gelangen, da der Durchgang blockiert ist. Eine Vasektomie ist daher ein wirksamer Weg, um eine dauerhafte, aber künstliche, Unfruchtbarkeit bei Männern zu erreichen. Es ist grundsätzlich möglich, eine Vasektomie rückgängig zu machen – jedoch ohne Erfolgsgarantie, dass die Fertilität wieder hergestellt wird.

Geschädigte Hoden

Um fruchtbare Spermien produzieren zu können, benötig der Mann ein intaktes Hodengewebe. Zahlreiche Gründe und Faktoren, können die Produktion gesunder und befruchtungsfähiger Spermien einschränken. Diese Faktoren können erblich, aufgrund einer Krankheit oder aufgrund einer Verletzung das wichtige Reproduktionsorgan beeinflussen. So können bereits erwähnte genetische Anomalien wie das Klinefelter-Syndrom die Spermienproduktion einschränken. Eine generelle Unterfunktion der Hoden (Hypogonadismus) kann ebenfalls dafür verantwortlich sein, dass zu wenig Testosteron produziert wird und dadurch das sexuelle Verlangen abnimmt.

Zu den Erkrankungen, die ein Unfruchtbarkeit fördern können, zählen unter anderem Hodenentzündung infolge von Mumps (Mumpsorchitis), Chlamydien oder Tumorerkrankung, wie beispielsweise Hodenkrebs. Grundsätzlich kann eine Chemotherapie zu einer, in der Regel temporären, Unfruchtbarkeit führen. Verletzungen der Hoden, beispielsweise Traumata oder Hodentorsion, können die Eigenschaft der Hoden, Spermien zu produzieren, einschränken. Dauerhaft überhitze Hoden nehmen ebenfalls Schaden. Angeborene und nicht behandelte Fehlbildungen, wie der Hodenhochstand, können auch zur Unfruchtbarkeit führen.

Geschädigte Samenleiter

Selbst wenn das Sperma gesund und produktiv ist, kann ein eingeschränkter oder verschlossener Transportweg dazu führen, dass die Spermien nicht transportiert werden können. Auch dann spricht man von Unfruchtbarkeit. Die Medizin nennt diesen Umstand obstruktive Azoospermie. Die Gründe dafür sind verklebte oder durchtrennte Samenleiter. Ursächlich dafür können Infektionen, Entzündung der Hoden, der Nebenhoden (Orchitis, Epididymitis) oder der Prostata (Prostatitis), Harnröhrenverengung, zystische Fibrose (Mukoviszidose) oder weitere Erkrankungen sowie Fehlbildungen sein.

Wie wird Unfruchtbarkeit diagnostiziert?

Wenn ein Mann innerhalb eines Jahres trotz regelmäßigen, ungeschützten Geschlechtsverkehrs nicht in der Lage ist ein Kind zu zeugen, sollte er entweder einen Urologen oder einen Andrologen aufsuchen. Ehe körperliche Untersuchung vorgenommen werden, wird der Arzt in einem ausführlichen Gespräch die Krankengeschichte erheben. Erst danach wird eine Untersuchung der Geschlechtsorgane vorgenommen. Diese kann eine Beurteilung der Behaarung und des Körperbaus, ein Ultraschall des Hodens, ein Spermiogramm, eine Hormonspiegel-Messungen oder eine Hodenbiopsie umfassen.

Wie kann die Unfruchtbarkeit beim Mann behandelt werden?

Sollte der Grund für die Unfruchtbarkeit in den Lebensgewohnheiten liegen, können bereits der Verzicht auf Nikotin und Alkohol, gesunde Ernährung, Sport sowie konsequenter Stressabbau die Spermienqualität und die Ejakulat-Menge verbessern. Sollte der Arzt eine körperliche oder seelische Ursache als den Grund für die Unfruchtbarkeit diagnostizieren, kann der Versuch unternommen werden, diese zu therapien. Folgende Maßnahmen bieten sich je nach Diagnose an:

  • medikamentöse Behandlung bei Hormonmangel oder erektiler Dysfunktion
  • Operation von Krampfadern am Hoden oder verklebtem Samenleiter
  • Antibiotika-Behandlung bei bakteriellen Infektionen wie Chlamydien (auch für die Partnerin)
  • psychotherapeutische Behandlung

Wenn sich nach Einleitung dieser Maßnahmen kein Erfolg einstellt, stehen folgende Therapiemaßnahmen zur Verfügung:

Intrauterine Insemination (IUI)

Bei der intrauterinen Insemination wird das durch Masturbation gewonnene Ejakulat zunächst in einem speziellen Verfahren gewaschen und dann gefiltert. Mit einem Spezialkatheter spült man anschließend möglichst viele befruchtungsfähige Spermien direkt in die Gebärmutterhöhle. Sollte der Transportweg des Spermas durch eine Erkrankung eingeschränkt sein, ist dieses Verfahren von großem Vorteil, da der Weg der Spermien bis zum Ziel durch die Insemination effektiv verkürzt. Je nach Befund werden Inseminationen in Kombination mit einer hormonellen Stimulation der Eierstöcke durchgeführt.

In-vitro-Fertilisation (IVF) und intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI)

Die In-Vitro-Fertilisation (IVF) ist eine Befruchtung, die in einem Reagenzglas durchgeführt wird und kann entweder klassisch (IVF) oder durch die intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) eingebracht wird. Dabei entscheidet die Qualität der Samen, welche Methode Anwendung findet. Bei der IVF fügt man rund 100.000 bewegliche Samenzellen in einer Petrischale oder einem Reagenzglas zu den reifen Eizellen hinzu. Die Befruchtung erfolgt, indem ein Spermium selbständig in die Eizelle eindringt.

Bei der ICSI-Methode werden einzelne Spermien per Mikroinjektion in eine reife Eizelle eingebracht. Dies geschieht unter dem Mikroskop. Bei dem Verfahren wird die Eizelle fixiert und der Samenfaden durch eine feine Pipette in die Eizelle injiziert.

Die Unfruchtbarkeit beim Mann sollte kein Tabu sein

Ein unerfüllter Kinderwunsch belastet eine Paarbeziehung. Dabei ist nicht wichtig, wer oder was der Auslöser ist, sondern, dass sich beide über die Behandlung einig sind. Unfruchtbarkeit kann tiefe psychische Narben hinterlassen, wenn die Partner sowie das medizinische Fachpersonal kein Verständnis, Geduld oder Raum für offene Gespräche schaffen. Eine professionelle psychologische Unterstützung kann den Therapieerfolg bei Unfruchtbarkeit des Mannes erhöhen.

Wir sind für Sie da!

Um den betroffenen Paaren bestmöglich zu helfen, besteht zwischen unserer Praxis und spezialisierten gynäkologischen Praxen eine enge Kooperation. Bei Bedarf ist eine Kooperation mit einem renommierten, spezialisierten Kinderwunschzentrum möglich.

Weitere Informationen finden Sie auf der Website des Kinderwunschzentrum Niederrhein.

 

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