Warum sollten Frauen zum Urologen?

Frauen gehen zum Gynäkologen. Männer gehen zum Urologen. Basta. Oder doch nicht? Urologen gelten allgemein hin als Männerärzte. Aber das ist ein häufiger Irrglaube. Denn Urologen sind keine Fachärzte für Männer, sondern Fachärzte für die harnbildenden und harnableitenden Organen. Dazu zählen unter anderem Niere, Harnblase, Harnleiter und Harnröhre. Organe, über die Frauen ebenfalls verfügen. Bekommen als nur Frauen mit Gynäkologen ihren „eigenen“ Facharzt und mit welchen Beschwerden sollten Frauen den Gang zum Urologen antreten?

Gibt es eine Art Gynäkologe für Männer?

Wenn der Urologe richtigerweise für Mann und Frau der erste Ansprechpartner für Erkrankungen und Beschwerden der harnbildenden und harnableitenden Organe ist, gibt es dann einen richtigen „Männerarzt“? Immerhin hat der Gynäkologe die sogenannte Frauenheilkunde studiert und gilt landläufig als Frauenarzt. Und ja, die Gynäkologie hat eine männliche Entsprechung: die Andrologie. Die Männerheilkunde widmet sich den Fortpflanzungsfunktionen des Mannes und ist ein interdisziplinäres Spezialgebiet. Über Interdisziplinarität verfügt auch die Gynäkologie. Denn männliche Patienten, die unter Erkrankungen des Brustdrüsengewebes leiden, sollten zu einem Gynäkologen, da dies sein Fachgebiet ist. Somit wird der „Frauenarzt“ in diesem Teilgebiet seinem Namen nicht gerecht. Zurück zum Urologen und wann Frauen bei welchen Beschwerden den vermeintlichen Arzt für Männer aufsuchen sollten.

Wann als Frau zum Urologen?

Für Frauen ist der Urologe der richtige Ansprechpartner bei allen Harnleiter- und Blasenerkrankungen, von der Blasenentzündung über Steine bis zum Blasenkarzinom, sowie bei den vielfältigen Folgen der Beckenbodenschwäche. Hier wird in enger Zusammenarbeit mit den Gynäkologen das richtige Behandlungskonzept ausgearbeitet. Folgende Erkrankungen erfordern für Frauen den Gang zum Urologen:

Harninkontinenz

Einer der häufigsten Gründe für Frauen zu einem Urologen zu gehen ist die Blasenschwäche. Gerade bei Harninkontinenz kann der Urologe als Facharzt Linderung und Heilung für Beschwerden schaffen, die Frauen jeden Alters widerfahren können. Man unterscheidet bei der weiblichen Inkontinenz grundsätzlich zwischen zwei Arten. Zum einen die Belastungsinkontinenz, bei der unter anderem eine Bindegewebsschwäche dazu führen kann, dass der Urin nicht eingehalten werden kann. Dss ist insbesondere durch Schwangerschaften, Geburten oder ein insgesamt weicheres Bindegewebe der Fall.

Eine weitere Form der Inkontinenz, die oft Patientinnen betrifft, ist die Dranginkontinenz. Die Dranginkontinenz bei Frauen ist ein Zustand, bei dem es zu plötzlichen, unkontrollierbaren Harnentleerungen kommt. Sie wird oft als starker Harndrang empfunden, der schwer zu unterdrücken ist. Dieser Zustand kann aufgrund einer Überaktivität der Blasenmuskulatur auftreten, was zu unkontrollierten Kontraktionen führt. Die Dranginkontinenz bei Frauen kann verschiedene Ursachen haben, darunter Blasenentzündungen, Harnwegsinfektionen, hormonelle Veränderungen, neurologische Erkrankungen oder Beckenbodenschwäche.

Beckenbodenschwäche

Schwangerschaft und Geburt, hormonelle Veränderungen, altersbedingter Muskelschwund, Übergewicht, chronische Verstopfung oder bestimmte medizinische Bedingungen können bei Frauen eine Beckenbodenschwäche auslösen. Bei einer Beckenbodenmuskelschwäche können die betroffenen Muskeln ihre normale Funktion nicht mehr optimal erfüllen. Dies kann zu verschiedenen Symptomen führen, darunter Harn- oder Stuhlinkonsistenz sowie Senkungsbeschwerden.

Gerade Senkungsbeschwerden können unbehandelt rasch zu weiteren Problemen überleiten. Denn ein geschwächter Beckenboden kann dazu führen, dass die Organe im Becken, wie die Blase, die Gebärmutter oder der Enddarm, absinken oder sich nach unten verlagern. Dies kann zu einem Druckgefühl im Beckenbereich, Vaginalvorfall oder Darm- und Unterleibsschmerzen führen.

Blasenentzündungen und Harnwegsinfektionen

Andauernder Harndrang, Schmerzen und / oder Brennen beim Wasserlassen können auf eine Blasenentzündung oder eine Harnwegsinfektion hindeuten. Das unangenehme Krankheitsbild kann in der Regel gut behandelt werden. Wenn Blasenentzündungen und Harnwegsinfektionen jedoch häufiger auftreten, sollte ein Urologe zurate gezogen werden. Die häufigste Ursache, wenn die Infektion persistiert, ist eine falsche Behandlung.

Blut im Urin

Blut im Urin kann auf viele Erkrankungen hindeuten und muss unbedingt und unmittelbar von einem Arzt abgeklärt werden. Ein Urologe ist hier der richtige Ansprechpartner, denn Blut im Urin kann auf eine schwerwiegende Erkrankung eines harnbildenden oder harnableitenden Organs hinweisen.

Nierenbeckenentzündung

Bei einer Nierenbeckenentzündung gelangen Bakterien aus der Harnröhre oder Blase in das Nierenbecken und verursachen eine Infektion. Zu den ersten Symptomen der Entzündung zählen Flankenschmerzen. Eine Nierenbeckenentzündung bildet sich in vielen Fällen zeitgleich mit einer Blasenentzündung aus und sorgt für ein unangenehmes Ziehen im Bereich des Rumpfes. Weitere Symptome können Schmerzen im Rücken, Fieber, häufiges Wasserlassen, ein dringendes Bedürfnis zu urinieren und möglicherweise trüber oder blutiger Urin sein.

Um die Entzündung zu diagnostizieren und gezielt behandeln zu können, setzen Urologen auf eine Kombination aus Ultraschalluntersuchung, Urintest und Blutuntersuchung. Eine Behandlung mit Antibiotika kann zu schneller Genesung verhelfen.

Nierensteine

Obwohl Männer rund doppelt so häufig an Nierensteinen erkranken, kann es auch Frauen betreffen. Meist weisen ausgeprägte Nierenkoliken auf Nierensteine hin. Je nachdem, wo der Nieren- oder Harnstein lokalisiert ist, kann sich der Schmerz verlagern. Bereitet der Nierenstein direkt in der Niere Beschwerden, strahlt der Hauptschmerz in die Flanken. Eine mögliche Steinwanderung bedeutet, dass der Stein durch den Harnleiter bis in die Blase gelangt. Dadurch kann sich der Schmerz in die Leiste bis hin zu den Hodensäcken, beziehungsweise den Schamlippen verlagern. Wenn der Stein in die Harnblase gelangt, hört der Schmerz schlagartig auf.

Auch wenn der Schmerz plötzlich aufhört, müssen die für Nierensteine charakteristischen Symptome von einem Urologen abgeklärt werden. Sollten Nierensteine der Grund für die Nierenkoliken sein, wird die Behandlung unmittelbar eingeleitet: Der Arzt verabreicht bei einer Nierenkolik zunächst krampflösende und schmerzstillende Medikamente. Die Diagnose wird durch eine Ultraschalluntersuchung oder eine Computertomografie (CT) gesichert. Zur weiteren Behandlung hat der Urologe unterschiedliche Therapiemöglichkeiten. So kann eine Nierenkolik konservativ behandelt und durch entsprechende Medikamente der Versuch unternommen werden, den spontanen Abgang des Nierensteins zu fördern. Die Ablagerung kann auch durch externe Stoßwellen (Extrakorporale Stoßwellenlithotripsie) zertrümmert beziehungsweise instrumentell minimalinvasiv (Ureterorenoskopie) entfernt werden. Eine offene Steinoperation kann bei größeren Ablagerungen ebenfalls notwendig sein.

Als Frau beim Urologen: Was wird gemacht?

Gewiss: Der Besuch eines Urologen als Frau mag sich in den ersten Augenblicken seltsam anfühlen, wenn im Wartebereich ein Großteil Männer sitzt. Jedoch ist der Besuch beim Urologen wie jeder andere Arztbesuch. Zu Beginn steht ein ausführliches Anamnesegespräch an. Auf dessen Grundlage und der Symptome werden weitere Untersuchungen vorgenommen. Diese können ein Abtasten der Organe, eine Ultraschalluntersuchung, das Abgegeben einer Urinprobe, einen Bluttest, eine Blasendruckmessung, eine Harnflussmessung und weitere Untersuchungen beinhalten.

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