Urosepsis: Rasch lebensbedrohlich

Unsere Reihe Urologische Notfälle behandelt akute Erkrankungen oder Verletzungen der harnbildenden und -ableitenden Organe. Wir stellen Ihnen in dieser Beitragsreihe verschiedene Notfälle vor, erklären deren Entstehung, was Sie tun können und wann Sie ins Krankenhaus oder zum Arzt müssen. In diesem Beitrag widmen wir uns der Urosepsis.

Was ist eine Urosepsis?

Eine Urosepsis ist eine Blutvergiftung, die ihren Ursprung im Harntrakt hat. Wie jede Blutvergiftung (Sepsis), ist sie ein akuter medizinischer Notfall, der rasch behandelt werden muss, da eine Blutvergiftung stets mit Lebensgefahr verbunden ist. Tatsächlich liegt die Mortalität der schweren, septischen Erkrankung zwischen 50 und 70 Prozent und ist im höchsten Maße lebensbedrohlich. Denn bei einer Urosepsis dringen die bakteriellen Erreger aus harnableitenden Wegen in die Blutbahn und bedingen eine Sepsis, bei der die Bakterien Toxine bilden. Diese Toxine verursachen Schädigungen des Endothels (Gefäßhaut) sowie eine systemische Entzündungsreaktion des gesamten Organismus.

Die Ursachen für eine Urosepsis sind unterschiedlicher Natur, werden aber insbesondere durch Harnabflussstörungen begünstigt. Durch Prostatahyperplasie, Harnleiterstenose, Harnleiterstein oder angeborene Strikturen kann es zu einem Rückstau des Urins kommen, der einen Übertritt von Erregern in die Blutbahn erleichtert. Weitere Ursachen können beispielsweise Diabetes mellitus, eine Leberzirrhose, eine maligne Tumorerkrankung sowie Nieren- oder Prostatabszesse sein. Eine akut verlaufende Nierenbeckenentzündung kann ebenfalls in eine Urosepsis übergehen. Endoskopische Eingriffe können ebenso ursächlich sein, wenn bei dem Eingriff bakterielle Erreger verschleppt werden.

Woran erkenne ich eine Urosepsis?

Die Urosepsis ähnelt in ihren Symptomen stark einer Blutvergiftung. Erkrankte leiden unter rasch eintretenden Symptomen, die einer Grippe ähneln. Diese beinhalten in den meisten Fällen Schüttelfrost, Abgeschlagenheit und plötzlich auftretendes Fieber. Eine warm wirkende Haut ist ebenfalls ein mögliches Symptom. Die Haut kann sich im weiteren Verlauf bläulich verfärben. Der Grund für die bläuliche Verfärbung (Zyanose) ist eine Verengung der Venen, die in einer ersten Stufe zu kalten Finger- und Zehenspitzen führt. Auf die Vergiftung und die daraus resultierenden Veränderung der Gefäße reagiert der Körper mit einer hohen Herzfrequenz (Tachykardie), die die Atemfrequenz in die Höhe schnellen lässt. Auffällig geringe Mengen Harnfluss sowie Schmerzen in der Region der Harn- und Geschlechtsorgane können ebenfalls auf eine Urosepsis hinweisen.

Wann zum Arzt? Wie wird eine Urosepsis behandelt?

Eine Urosepsis muss immer von einem Arzt behandelt werden. Denn eine vom Urogenitaltrakt ausgehende Blutvergiftung stellt stets einen akuten Notfall dar und bedeutet unmittelbare Lebensgefahr. Der Urologe kann eine diese rasch anhand der charakteristischen Symptome identifizieren. Beispielsweise kann der für eine Urosepsis oft ursächliche Harnstau durch eine Ultraschalluntersuchung erkannt werden. Eine Blutanalyse, beispielsweise in einem urologischen Speziallabor, kann eine erhöhte Leukozytenzahl offenbaren, die auf eine Blutvergiftung hinweisen kann. Bei der Anamnese sind die Vitalparameter – dazu zählen unter anderem der Puls, der Blutdruck oder die Atemfrequenz – ausschlaggebend und bedeutende Indikatoren für den weiteren Behandlungsverlauf. Denn gegebenenfalls sind intensivmedizinische Maßnahmen indiziert, die sofort veranlasst werden müssen.

Grundsätzlich hängen Behandlung, Verlauf und Prognose vom Zeitpunkt der Diagnose der Urosepsis ab. In Abhängigkeit der Symptome und der zugrundeliegenden Erkrankungsursache wird die Therapieform gewählt, die in der Regel eine Behandlung mit Antibiotika beinhaltet. Wenn die Urosepsis zusammen mit einem Harnstau diagnostiziert wird, kann durch einen chirurgischen Eingriff der Harnstau behandelt werden. Sollten Gerinnungsstörungen aufgrund der Wirkung der Toxine diagnostiziert werden, ist eine Behandlung dieser Begleiterkrankung erforderlich.

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