Neue Entwicklungen in der Prostatakrebsbehandlung

Erkrankungen der Prostata und Prostatakrebs sind weit verbreitet. 2022 erkrankten rund 68.000 Männer in Deutschland an Prostatakrebs. Rund 13.000 starben an den Folgen der Tumorerkrankung. Mit rund 25 Prozent ist der Prostatakrebs die häufigste Krebserkrankung von Männern in Deutschland. Dabei ist eine Veränderung der Prostata beginnend ab dem 50. Lebensjahr häufig: Bei fast jedem zweiten Mann verändert sich die Vorsteherdrüse, deren Aufgabe es ist, Samenflüssigkeit zu produzieren. Neue Prostatakrebsbehandlung sind dementsprechend wichtig.

Warum Fortschritte in der Prostatakrebstherapie wichtig sind

Bei den Veränderungen der Prostata unterscheidet man zwischen einer gutartige Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie) und dem Prostatakarzinom (maligne Prostatahyperplasie). Eine gutartige Prostatavergrößerung kann Beschwerden beim Wasserlassen verursachen und medikamentös oder chirurgisch behandelt werden. Das Prostatakarzinom lässt sich, wenn früh erkannt, gut durch die operative Entfernung der Prostata oder durch eine Strahlentherapie therapieren. Mit fortschreitender Dauer gestaltet sich die Behandlung schwieriger.

Das Problem: Prostatakrebs breitet sich oft unentdeckt aus und Symptome treten meist erst dann auf, wenn die Geschwulst an Größe gewonnen hat und dadurch auf die Harnröhre übergreift. Die Gefahr, dass sich die Krebszellen im ganzen Körper ansiedeln, ist dann hoch. Doch neue, vielversprechende, Therapieansätze und -Verfahren werden entwickelt und sind teilweise auch in die Behandlungspraxis. Mit der PSMA-Theranostik und dem da Vinci Surgical System stellen wir Ihnen zwei vielversprechende und bereits erprobte Ansätze vor.

PSMA-Theranostik: Diagnostik und Prostatakrebsbehandlung vereint

Die PSMA-Theranostik ist ein medizinisches Konzept, das auf der Kombination von Diagnostik und Therapie basiert und speziell bei der Behandlung von Prostatakrebs eingesetzt wird. Der Name „PSMA“ steht für „Prostata-spezifisches Membranantigen“, ein Protein, das in hohen Mengen auf der Oberfläche von Prostatakrebszellen vorhanden ist. Die Theranostik vereint zwei wichtige Aspekte:

Diagnostik (Theranostische Bildgebung)

Die PSMA-Theranostik beginnt mit einer spezialisierten Bildgebung, normalerweise mit der Positronenemissionstomografie (PET) in Kombination mit einem PSMA-tragenden Radiopharmakon. Dieses Radiopharmakon ist eine radioaktive Substanz, die sich an die PSMA-Rezeptoren auf den Krebszellen bindet. Durch die Verwendung dieser spezifischen Bildgebung kann der genaue Standort und das Ausmaß der Prostatakrebszellen im Körper visualisiert werden, was eine präzisere Diagnose ermöglicht.

Therapie (Radioligandentherapie)

Nach der diagnostischen Phase kann das gleiche PSMA-tragende Radiopharmakon mit einem therapeutisch wirksamen radioaktiven Isotop kombiniert werden. Dieses radiomarkierte Molekül wird selektiv von den Prostatakrebszellen aufgenommen und gibt dort seine schädigende Strahlung ab. Diese gezielte Bestrahlung zielt darauf ab, die Krebszellen zu zerstören oder zu schädigen, während das umliegende gesunde Gewebe weniger beeinträchtigt wird.

PSMA-Theranostik: Deutschland hat Vorreiterrolle bei effizienter Therapieform

Der entscheidende Vorteil der PSMA-Theranostik liegt in ihrer Präzision und Zielgenauigkeit. Sie erlaubt es Ärzten, den genauen Standort und das Ausmaß der Prostatakrebsläsionen zu erkennen und anschließend eine zielgerichtete, auf den individuellen Patienten abgestimmte Behandlung durchzuführen. Dies kann zu einer effektiveren Tumorzerstörung führen und gleichzeitig das umgebende gesunde Gewebe schützen, was die Wirksamkeit und Verträglichkeit der Therapie verbesserten.

Derzeit wird die Radioligandentherapie-Therapie, die den wichtigen Behandlungsaspekt abdeckt, in etwa 15–20 Zentren in Deutschland angeboten, hauptsächlich an Universitätskliniken. Deutschland ist in Bezug auf wissenschaftliche Veröffentlichungen führend. In Europa wird das Verfahren außerdem in Österreich, Italien und Frankreich angewendet, außerhalb Europas nur in Australien. Weder in Großbritannien noch in Skandinavien noch in den Vereinigten Staaten gibt es vergleichbare Therapiemöglichkeiten. Diese Situation führt dazu, dass immer mehr Patienten aus diesen Ländern die Behandlung auf eigene Kosten in deutschen Kliniken in Anspruch nehmen. In den USA hat dieser „Mangel“ dazu geführt, dass sogar Patienten aus dem renommierten privaten Memorial Sloan-Kettering Cancer Center nach Bonn überwiesen werden. Dies hat kürzlich so viel Aufmerksamkeit erregt, dass nun intensive Anstrengungen unternommen werden, um auch in den USA Therapieeinrichtungen zu etablieren. Die PSMA-Radioligandentherapie wurde Ende vergangenen Jahres von der European Medicines Agency (EMA) zur Behandlung von Patienten mit metastasiertem, kastrationsresistentem Prostatakarzinom zugelassen.

Das da Vinci Surgical System

Das da Vinci Surgical System ist ein hochmodernes, roboterassistiertes Chirurgiesystem, das von Intuitive Surgical entwickelt wurde. Es ermöglicht Chirurgen, komplexe Operationen mit erhöhter Präzision und verbessertem Sichtfeld durchzuführen. Das System wurde ursprünglich für minimalinvasive Eingriffe entwickelt, bei denen der Chirurg nur kleine Schnitte macht und spezielle Instrumente durch diese Schnitte einführt, um die Operation im Inneren des Körpers durchzuführen. Da Vinci wird häufig für gynäkologische, herzchirurgische Eingriffe verwendet und insbesondere bei der Prostatakrebsbehandlung.

Gerade in der urologischen Chirurgie bietet das da Vinci Surgical System Vorteile wie minimale Schnitte, geringere Blutverluste, schnellere Genesung und weniger postoperative Schmerzen für den Patienten. Es ermöglicht auch eine bessere Sicht und höhere Präzision für den Chirurgen, vornehmlich bei komplexen Eingriffen. Durch die maximale Präzision sind die Langzeitergebnisse der Patienten (Erektionsstörungen, Inkontinenz) um ein wesentliches verbessert worden. Die Hauptkomponenten des da Vinci Surgical Systems sind:

Roboterarme

Das System besteht aus mehreren flexiblen Roboterarmen, die präzise Bewegungen ausführen können. Diese Arme sind mit speziellen chirurgischen Instrumenten ausgestattet, die in den Körper des Patienten eingeführt werden, um die Operation durchzuführen. Die Bewegungen der Roboterarme werden durch den Chirurgen gesteuert, der am Konsolenarbeitsplatz sitzt.

Konsole

Der Chirurg bedient das System von einer speziellen Konsole aus, die in der Nähe des Operationsraums aufgestellt ist. Die Konsole enthält Handgriffe und Pedale, die es dem Chirurgen ermöglichen, die Bewegungen der Roboterarme präzise zu steuern. Die Konsole ist mit einem hochauflösenden 3D-Bildschirm ausgestattet, der dem Chirurgen ein detailliertes, stereoskopisches Bild des Operationsgebietes liefert.

Endoskopische Kamera

Eine kleine Kamera wird in den Körper des Patienten eingeführt, um Live-Bilder des Inneren des Körpers auf den 3D-Bildschirm an der Konsole zu übertragen. Dies ermöglicht dem Chirurgen, das Operationsgebiet genau zu sehen und präzise Entscheidungen zu treffen.

Kontinuierlich weiterentwickelt

Das da Vinci Surgical System wurde im Jahr 2000 das erste Mal eingesetzt und wird seitdem kontinuierlich weiterentwickelt. Aktuell befinden sich viele Erweiterungen und Verbesserungen in der Entwicklung. Dazu zählen unter anderem:

Verbesserte Roboterplattformen

Das da Vinci Surgical System wird weiterentwickelt, um präzisere Bewegungen und eine bessere Kontrolle für den Chirurgen zu ermöglichen. Dies führt zu einer höheren Genauigkeit und feineren Manipulationsmöglichkeiten während der Operation.

Single-Port-Robotik

Dies ist eine Technologie, bei der die roboterassistierte Chirurgie mit nur einem Einstichpunkt (Single-Port) durchgeführt wird, was potenziell zu weniger Narben und einem schnelleren Genesungsprozess für den Patienten führt.

Erweiterte Anwendungen

Neben der Entfernung der Prostata (prostatektomie) wird roboterassistierte Chirurgie zunehmend für andere urologische Eingriffe wie die Lymphknotenentfernung (Lymphadenektomie) und die Reparatur von Harnwegen verwendet.

Bessere Visualisierung und Bildgebung

Verbesserte 3D-Bildgebung und Visualisierungstechnologien innerhalb des Roboterchirurgiesystems ermöglichen dem Chirurgen eine klarere Sicht auf das Operationsgebiet und eine bessere Präzision bei der Entfernung des Tumors.

Fortgeschrittene Instrumente

Neue chirurgische Instrumente und Endeffektoren, die mit dem roboterassistierten System verwendet werden können, ermöglichen feinere und präzisere Schnitte und Manipulationen im Operationsgebiet.

Es tut sich viel

Gerade in den letzten Jahren haben sich viele neue Ansätze in der Prostatakrebsbehandlung hervorgetan. Die PSMA-Theranostik und das da Vinci Surgical System sind nur zwei erfolgversprechende Entwicklungen. Andere Richtungen umfassen unter anderem die Immuntherapie, in der neue Immuntherapie-Ansätze, wie Checkpoint-Inhibitoren, erforscht werden. Diese Medikamente sollen das Immunsystem stimulieren, um Krebszellen gezielt anzugreifen. Oder rasante Entwicklungen in der Diagnostik. Hier können Fortschritte in der Bildgebung und Diagnostik helfen, Prostatakrebs in früheren Stadien zu erkennen, was die Chancen auf eine erfolgreiche Behandlung erhöht.

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