Nierenkrebs, medizinisch auch als Nierenzellkarzinom (RCC) bezeichnet, ist eine ernsthafte Erkrankung, die in den letzten Jahrzehnten zunehmend ins Bewusstsein der medizinischen Fachwelt und der Öffentlichkeit gerückt ist. Erhalten Sie hier einen umfassenden Überblick über die wichtigsten Aspekte dieser Erkrankung, ihrer Symptome und Ursachen bis hin zu den modernen Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten.
Symptome und Verlauf von Nierenkrebs
Nierenkrebs bleibt in seinen frühen Stadien oft unbemerkt, da er häufig asymptomatisch ist. Das bedeutet, dass betroffene Patienten keine oder nur sehr unspezifische Beschwerden haben. Zu den typischen Symptomen, die jedoch erst in fortgeschrittenen Stadien auftreten, gehören Blut im Urin (Hämaturie), Flankenschmerzen und eine tastbare Masse im Bauchraum.
Diese Symptome sind jedoch nicht spezifisch für Nierenkrebs und können auch bei anderen Erkrankungen der Nieren oder des Harntraktes auftreten. Weitere unspezifische Symptome können ungewollter Gewichtsverlust, Fieber, Müdigkeit und Bluthochdruck sein. Der Verlauf der Krankheit kann sehr unterschiedlich sein und hängt stark vom Zeitpunkt der Diagnose und dem Stadium des Krebses ab.
Warum entsteht Nierenkrebs?
Die genauen Ursachen von Nierenkrebs sind noch nicht vollständig geklärt, jedoch gibt es verschiedene Risikofaktoren, die mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko in Verbindung gebracht werden. Rauchen ist einer der bedeutendsten Risikofaktoren, da die in Zigaretten enthaltenen Schadstoffe über das Blut auch die Nieren erreichen und dort Schaden anrichten können.
Fettleibigkeit und Bluthochdruck zählen ebenfalls zu den Risikofaktoren, ebenso wie bestimmte erbliche Erkrankungen wie das von Hippel-Lindau-Syndrom. Ein weiterer wichtiger Faktor ist der Kontakt mit bestimmten Chemikalien wie Asbest, Cadmium und einigen Herbiziden. Eine familiäre Vorbelastung kann ebenfalls das Risiko erhöhen, an Nierenkrebs zu erkranken.
Diagnose von Nierenkrebs
Die Diagnose von Nierenkrebs erfolgt in der Regel durch eine Kombination aus Anamnese, körperlicher Untersuchung und bildgebenden Verfahren. Bei Verdacht auf Nierenkrebs wird häufig eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt, um die Struktur der Nieren darzustellen. Weitere bildgebende Verfahren wie die Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) sind ebenfalls wichtige Werkzeuge, um die Größe und Ausbreitung des Tumors zu beurteilen.
In einigen Fällen kann eine Biopsie notwendig sein, um eine definitive Diagnose zu stellen. Dabei wird eine Gewebeprobe aus der Niere entnommen und unter dem Mikroskop untersucht. Blut- und Urintests können ebenfalls Hinweise auf die Funktionsfähigkeit der Nieren und mögliche Marker für Krebs liefern. Die Bestimmung der Art des Nierenkrebses ist wichtig, denn viele Formen sind bekannt und deren jeweilige Therapie kann unterschiedliche Ansätze verfolgen.
Welche Arten von Nierenzellkarzinomen gibt es?
Es gibt verschiedene Arten von Nierenzellkarzinomen (RCC). Das klarzellige Nierenzellkarzinom ist die häufigste Form und tritt bei etwa 7 von 10 Menschen mit RCC auf. Die Zellen dieses Karzinoms erscheinen im Labor sehr blass oder klar. Nicht-klarzellige Nierenkarzinome umfassen mehrere Subtypen. Das papilläre Nierenzellkarzinom ist der zweithäufigste Subtyp und macht etwa 10 % der Nierenzellkarzinome aus. Diese Tumoren bilden häufig kleine fingerartige Fortsätze (Papillen) und werden auch als chromophil bezeichnet, da die Zellen bestimmte Farbstoffe aufnehmen und unter dem Mikroskop rosa erscheinen. Ein weiterer Subtyp ist das chromophile Nierenzellkarzinom, das etwa 5 % der Nierenzellkarzinome ausmacht. Die Zellen dieses Karzinoms sind ebenfalls blass, aber deutlich größer als die des klarzelligen Typs.
Es gibt auch sehr seltene Subtypen, die jeweils weniger als 1 % der Nierenzellkarzinome ausmachen, darunter das Kollektorkanal-RCC, das multilokuläre zystische RCC, das medulläre Karzinom, das muzinöse tubuläre und spindelzellige Karzinom, das neuroblastom-assoziierte RCC und das Ductus-Bellini-Karzinom. In seltenen Fällen werden Nierenzellkarzinome als unklassifiziert bezeichnet, weil sie in keine der anderen Kategorien passen oder mehrere Typen von Krebszellen enthalten.
Neben den Nierenzellkarzinomen gibt es auch andere Arten von Nierenkrebs. Dazu gehören Übergangszellkarzinome, Wilms-Tumoren und Nierensarkome. Übergangszellkarzinome entstehen nicht in der Niere selbst, sondern in der Auskleidung des Nierenbeckens. Diese Krebsarten ähneln bei näherer Betrachtung im Labor anderen Urothelkarzinomen, wie zum Beispiel Blasenkrebs, und werden oft mit Zigarettenrauchen und der Exposition gegenüber bestimmten krebserregenden Chemikalien in Verbindung gebracht. Der Wilms-Tumor (Nephroblastom) tritt fast ausschließlich bei Kindern auf und ist bei Erwachsenen sehr selten. Nierensarkome sind eine seltene Form von Nierenkrebs, die in den Blutgefäßen oder im Bindegewebe der Niere entstehen und machen weniger als 1 % aller Nierenkrebserkrankungen aus.
Behandlungsmöglichkeiten von Nierenkrebs
Die Behandlung von Nierenkrebs hängt vom Stadium der Erkrankung, dem allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten und anderen individuellen Faktoren ab. In den frühen Stadien der Krankheit ist eine operative Entfernung des Tumors oft die bevorzugte Behandlungsmethode. Dabei kann eine teilweise (Nierenteilresektion) oder vollständige Entfernung der betroffenen Niere (Nephrektomie) erfolgen. Minimalinvasive Techniken wie die laparoskopische Chirurgie oder Roboter-assistierte Verfahren sind zunehmend im Einsatz und bieten den Vorteil einer schnelleren Genesung und geringeren postoperativen Schmerzen.
Für fortgeschrittenere Stadien oder metastasierte Nierenkrebserkrankungen stehen neben der Chirurgie auch systemische Therapien zur Verfügung. Dazu zählen zielgerichtete Therapien, die spezifische Moleküle im Krebs anvisieren, und Immuntherapien, die das körpereigene Immunsystem aktivieren, um den Krebs zu bekämpfen. Diese Therapien haben in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte gemacht und bieten neue Hoffnung für Patienten mit fortgeschrittenem Nierenkrebs.
Aktuelle Fortschritte bei der Behandlung von Nierenkrebs
Die Forschung im Bereich der Nierenkrebsbehandlung hat in den letzten Jahren bedeutende Fortschritte gemacht. Neue Medikamente und Therapiekombinationen wurden entwickelt und zeigen vielversprechende Ergebnisse. Besonders hervorzuheben sind die Fortschritte bei den Immuntherapien, die darauf abzielen, das Immunsystem zu stärken und es in die Lage zu versetzen, Krebszellen effektiver zu bekämpfen. Checkpoint-Inhibitoren, eine Form der Immuntherapie, haben sich als besonders wirksam erwiesen und sind mittlerweile fester Bestandteil der Behandlung fortgeschrittener Nierenkrebsstadien.
Folgende weitere Entwicklungen gibt es Stand Juni 2024:
- Personalisierte Medizin: Durch genetische Tests kann die Therapie immer genauer auf den individuellen Tumor des Patienten abgestimmt werden.
- Verbesserte bildgebende Verfahren: Moderne Techniken wie die PET-CT ermöglichen eine genauere Diagnose und Überwachung des Krankheitsverlaufs.
- Minimalinvasive Chirurgie: Laparoskopische und robotergestützte Operationen reduzieren die Erholungszeit und postoperative Komplikationen.
- Zielgerichtete Therapien: Medikamente wie Tyrosinkinase-Inhibitoren und mTOR-Inhibitoren haben die Behandlungsmöglichkeiten erweitert. Sie hemmen spezifische Signalwege, die für das Tumorwachstum entscheidend sind.
- Kombinationstherapien: Die Kombination verschiedener medikamentöser Therapien kann die Wirksamkeit erhöhen und die Überlebenschancen verbessern. Studien untersuchen derzeit die besten Kombinationen und Abfolgen der Behandlungen.
Frühzeitige Diagnose und Behandlung wichtig
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Nierenkrebs trotz seiner Ernsthaftigkeit und der oft späten Diagnose mittlerweile besser behandelbar ist als noch vor einigen Jahren. Dank moderner Diagnoseverfahren und innovativer Therapien haben Patienten heute bessere Chancen auf eine erfolgreiche Behandlung und eine gute Lebensqualität. Es bleibt jedoch wichtig, auf mögliche Symptome zu achten und regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen, um eine frühzeitige Diagnose und Behandlung zu ermöglichen. Gerne beraten wir Sie über unsere optimierten Früherkennungsmöglichkeiten!
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Weitere Informationen und Quellennachweis
- „Von-Hippel-Lindau-Syndrom“ – was ist das?“ auf dem Online-Portal für Krebsprädispositionssyndrome (KPS) der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH)(abgerufen am 15. Mai 2024)
- „Therapie von Nierenkrebs“ auf dem ONKO-Internetportal (abgerufen am 13. Mai 2024)
- „Nierenkrebs (Nierenzellkarzinom)“ auf journalonko.de (abgerufen am 4. Juni 2024)